Kufstein-Verona 2006

Kufstein-Verona
18.-26. August 2006 (7 Etappen, 520 Km, 14.000 Höhenmeter)

Zwei Jahre sind vergangen seit der letzten gemeinsamen Alpentour von Sascha und mir (Wolle). Also höchste Zeit für ein neues Abenteuer. Diesmal haben wir bei Bike Alpin (www.bikealpin.de) den Alpen- und Dolomitencross von Kufstein nach Verona gebucht. Sowohl die Streckenlänge als auch das Profil mit täglich 2000 Höhenmetern und einigen Tragepassagen waren eine neue Herausforderung.
Geführt wurde die Tour von Tobias Fischnaller (www.tofisch.com), einem staatl. geprüftem Bergführer. Tobias ist u. a. durch seine Expeditionen in ferne Länder wie z. B. Australien, der Mongolei oder Kamtschatka bekannt geworden.

Nach 2 Monaten ist der Bericht nun endlich vollständig. Viel Spaß beim Lesen und Bildergucken!

Etappe 1: von Kirchberg nach Mittersill (19.08.)

Die Anreise nach Kirchberg in der Nähe von Kufstein am 18.08. verläuft bis auf einen kleinen Stau problemlos. Wir erreichen das Bikehotel Klausen pünktlich um 18.00 Uhr und bringen unsere Bikes in den Schikeller und das Gepäck auf die Zimmer. Alles ist sehr sauber und komfortabel eingerichtet.

Tobias, unser Guide, stellt sich vor und erklärt uns das Wichtigste zur Tour. Anschließend geht´s zum gemeinsamen Abendessen. Nach reichlich Kohlehydraten und Vitaminen setzen wir uns noch zum Kennenlernen auf die Hotelterasse. Nach 2 Wochen Dauerregen scheint der Sommer doch noch einmal zurückgekommen zu sein und wir genießen den Abend bei einem Glas Hefeweizen.

Am nächsten Morgen ist´s vorbei mit der Beschaulichkeit. Nach einem guten Frühstück treffen wir uns um 9 Uhr zur Abfahrt. Nach kurzer Flachetappe, viel zu kurz zum Aufwärmen, geht es ab in die Wand. Es folgen 900 Höhenmeter am Stück mit ständigem Blick auf das Bergmassiv des Wilden Kaisers. Serpentinenartig windet sich der Weg dem Verlauf der Seilbahn folgend zur oberen Fleckalm am Pengelstein.

Bei einer Bergkapelle machen wir eine kurze Rast. Es dauert nicht lange, da kommt ein Geländewagen angebraust und in schwarz und weiß gekleidet steigt ein Pärchen aus, um sich hier das Jawort zu geben. Sie hätten sich vielleicht Bike- oder Wanderschuhe anziehen sollen, um auf den Hochzeitsfotos in luftiger Höhe authentischer zu wirken.

Wir jedenfalls fahren auf Schotter weiter bis zur Pengelsteinspitze in 1940m Höhe. Das waren am ersten Vormittag mal eben 1150 Höhenmeter, nicht schlecht für den Anfang und Zeit für eine ordentliche Mittagspause. Die machen wir auf der Sonnenterasse einer überdimensonalen Skihütte nahe der Seilbahn-Bergstation. Du brauchst nicht viel Fantasie, um dir die Massen der Skifahrer im Winter vorzustellen.

Aber jetzt ist Sommer und die Berghänge „gehören“ den Wanderern und Bikern. Wir fahren durch das Skigebiet Hahnenkamm und gelangen zur Rettensteinalm und nach einem weiteren Anstieg zum Stangenjoch. Von hier aus fällt der Blick auf die Venediger-Gruppe, der am meisten vergletscherten Gebirgsgruppe der Hohen Tauern.

Vom Joch geht´s bergab mit einem Zwischenhalt auf der Baumgartgrundalm. Hier gibt´s neben lecker Kuchen einen Obstler auf Kosten des Hauses und Live-Musik Hausmacher Art.

Die weitere Abfahrt führt uns zunächst über Schotter und dann auf Teer nach Mittersill, dem Ziel unserer ersten Etappe.

Etappe 2: von Mittersill nach Matrei in Osttirol (20.08.)

Mittersill liegt mitten im Salzburger Land an der Salzach. Von hier aus verläuft die Felbertauernstraße durch den gleichnamigen Tunnel nach Osttirol.

Auch wir wollen nach Osttirol, allerdings nicht durch, sondern über die Felber Tauern, genauer gesagt über die Sankt Pöltener Hütte, die mit 2481 Metern den höchsten Punkt der Tour darstellt.

Zunächst biken wir recht unspektakulär parallel zur Felbertauernstraße einen Radweg entlang. Nach ca. 10 Km zweigt der Weg ab in Richtung Hintersee. Hier machen wir eine kurze Rast und genießen den Blick auf den See und die dahinter liegenden Berge.

Das Wetter zeigt sich unbestimmt aber immerhin bleibt es (noch) trocken. Serpentine um Serpentine schrauben wir uns auf Schotter bis auf über 2000 Meter Höhe. Hinter uns können wir immer wieder das mittlerweile 1300 Meter tiefer liegende Mittersill erblicken.

Die Aussicht auf die Venedigergruppe zur Rechten und die Glocknergruppe zur Linken bleibt uns allerdings verwehrt. Unaufhaltsam senkt sich dichter Nebel auf uns herab. Wäre ich mit dem Auto unterwegs, hätte ich schon lange die Nebelschlussleuchte eingeschaltet.

Die jetzt noch vor uns liegenden 400 Höhenmeter sind derart verblockt, dass selbst Schieben nicht mehr sinnvoll ist. Mit dem Bike auf dem Rücken stapfen wir durch den dichten Nebel und über Schneefelder dem Gipfel entgegen. Plötzlich erscheint schemenhaft die Hütte aus der Nebelwand. Es sind nur noch ein paarhundert Meter bis zum Ziel.

Dort angelangt stellen wir unsere Räder ab und machen in der warmen Stube Mittagspause. Während dessen verschlechtert sich das Wetter, es fängt an zu regnen. Wir ziehen unsere Regenklamotten an und bereiten uns auf den Abstieg vor.

Auch bergab wird zunächst geschoben. Mit dem Wetterumschwung ist die Temperatur stark gefallen. Zunehmend mischt sich Hagel in den Regen und die kleinen Körner malträtieren alle noch freiliegenden Hautpartien.

Immerhin ist der Weg wieder fahrbar, allerdings sind es keine Trails mehr sondern Sturzbäche, durch die wir am Hang oberhalb des Tauernbachs unseren Weg ins Tal suchen. Zu allem Überfluss blitzt und donnert es plötzlich um uns herum, spektakulär aber doch etwas beängstigend.

Das Zentrum des Gewitters liegt glücklicherweise nicht direkt über uns, so können wir weiterfahren und gelangen sicher aber nass bis auf die Haut auf die Straße, die uns nach Matrei in Osttirol führt. Bei der abschließenden schnellen Teerabfahrt sinkt die gefühlte Temperatur in Richtung Gefrierpunkt. Erst die warme Dusche im Hotel erweckt wieder unsere Lebensgeister.

So hängt dieser Etappe ein Hauch von Abenteuer an. Wir sind uns allerdings einig, das wir diese Art von Abenteuer nicht jeden Tag haben möchten.

Etappe 3: von Matrei in Osttirol nach Gais im Tauferer Tal (21.08.)

Der erste Gedanke nach dem Aufwachen gilt dem Wetter. Ich ziehe die Vorhänge zurück und sofort macht sich gute Laune breit. Das düstere Grau von gestern ist verschwunden, einzig der aus den feuchten Wäldern aufsteigende Nebel erinnert an das vergangene Unwetter.

Ein Gutes hatte der Regen von gestern allerdings: der auf den Trails eingesammelte Schlamm wurde auf der abschließenden Straßenetappe restlos abgespült. So bleibt ein kurzer Check mit Kettenölung und Gabelputzung bevor wir uns auf den Weg machen.

Wir fahren auf Teer zügig talabwärts bis nach Huben. Hier biegen wir ab ins Defereggental. Entlang der Schwarzach geht´s immer noch auf Teer das Tal hinauf bis nach St. Jakob in Defereggen.

In der Ortsmitte machen wir vor dem Supermarkt Pause. Ich kaufe etwas zum Knabbern, einen scheußlich süß schmeckenden Iso-Drink und eine Dose Red Bull für Sascha, denn wir haben noch einige Höhenmeter vor uns und da kann es nicht schaden, wenn einem einer Flüüügel leiht.

Wieder auf dem Bike verlassen wir an der Abzweigung zum Staller Sattel die Straße und fahren auf Schotter weiter ins obere Defereggental.

Vorbei an ein paar Almen und einem fast verlassenen und teils verfallenen Dorf schrauben wir uns Meter für Meter in die Höhe. Wir blicken in riesige Seitentäler und der noch vor uns liegende Weg scheint endlos.

Plötzlich schießt ein Biker mit seinem No-Suspension-Gaul und siegessicherem Gesichtsausdruck an mir vorbei und dem Gipfel entgegen. „Alle Achtung, der hat´s drauf“, denke ich mir und komme fast in Versuchung, hinterher zu jagen. Schließlich siegt aber doch die Vernunft und ich trete weiter meinen Trott, Ankommen ist die Devise.

Drei Serpentinen später stellt sich bei mir gleich ein doppeltes Lächeln ein. Erstens kommt mit dem Klammljoch das Ende der Steigung in Sicht und zweitens der Biker von gerade. Bei ihm hat die Siegessicherheit Platz gemacht für Atemnot und Hautrötung, während auf meinem Gesicht bestimmt ein wenig Schadenfreude abzulesen ist.

Das Klammljoch in 2290 Metern Höhe bildet zugleich den Übergang nach Italien. Ein Schild an der kleinen Hütte zeugt von den Zeiten, als Europa noch nicht „grenzenlos“ war. Die Hütte ist gleichzeitig unser Sammelpunkt. Von hier aus geht der Blick auf der einen Seite zurück ins Defereggental und auf der anderen Seite ins Ahrntal, unserer weiteren Fahrtrichtung.

Vorbei an alten Militärstellungen und dem Klammlsee „schottern“ wir ins Tal hinab. Wenig später gelangen wir zur Knuttenalm. Hier gibt´s ein deftiges Mittagessen und eine hübsche Bedienung (das Bild ist leider etwas verwackelt, deswegen hab´ ich es weggelassen).

Frisch gestärkt fahren wir weiter bergab ins Tauferer Tal, als Tobias plötzlich in die Eisen geht, und ein schwarzes Teil am Wegesrand liegen bleibt. Heinz hebt es auf und übergibt ihm feierlich die verlorene Tretkurbel. Die Schraube hat sich allerdings auf ewig verabschiedet und so macht sich Tobias mit rundem und zusätzlich nach innen gerichtetem Tritt weiter auf den Weg nach Gais, unserem heutigen Etappenziel.

Hier, kurz vor Bruneck, bekommt unser Guide seine Schraube und wir alle schließen den Tag bei einem lecker Abendessen.

Verglichen mit der gestrigen Etappe, die hauptsächlich durch die Wetterkapriolen sowie von 700 Höhenmeter hochtragen und 500 Meter runterschieben geprägt war, war das heute eine schon fast eine Spazierfahrt.

Etappe 4: von Gais nach Corvara (22.09.)

Heute wird die Kulisse getauscht. Aus Alpen werden Dolomiten, das Flair wird südländischer.

Von Gais radeln wir talabwärts nach Bruneck und dann um den Kronplatz nach St. Vigil. Die Sonne scheint und das Thermometer klettert unaufaltsam in die Höhe. Mitten im Ort finden wir ein nettes Café und trinken erst einmal einen Cappuccino.

Anschließend geht´s bergauf zum Ritjoch. Die Auffahrt selbst ist wenig spektakulär. Auf dem Hochplateau in 2020m angekommen, erschließt sich uns allerdings ein herrlicher Rundumblick.

Vom Alpenhauptkamm über die Fanes-Gruppe bis hin zum gewaltigen Massiv der vergletscherten Marmolada-Nordwand ist alles in bester Fernsicht zu sehen. Wir legen die Bikes beiseite und lassen uns eine Weile von der Mittagssonne verwöhnen.

Nach einer kurzen Abfahrt geht es noch einmal bergauf in Richtung Kreuzkofel-Gruppe. Auf dem Weg dorthin machen wir immer wieder Halt für ein Foto vor der beeindruckenden Kulisse des Bergmassivs. In 2068m Höhe erreichen wir die Schutzhütte am Fuße des Hlg. Kreuz-Kofel.

Das bereits im 18. Jahrhundert erbaute Schutzhaus diente ursprünglich Pilgern beim Besuch der benachbarten Kirche als Unterschlupf. Die von unzähligen Wanderschuhen rundgeschliffenen Bodenplatten und ausgetretenen Treppenstufen könnten gewiss so manche Geschichte erzählen.

Wir machen vor der Hütte unsere verspätete Mittagspause. Trotz des herrlichen Wetters ist es jedoch recht kühl, also ziehe ich Weste und Armlinge an, um mich nicht zu erkälten. In Kombination mit meinem ärmellosen Trikot entsteht so ein recht schräges Outfit und ich hoffe, nicht von der Style-Polizei erwischt zu werden.

Glücklicherweise lenkt ein Zwischenfall die Blicke von mir weg: 10 Meter weiter versuchen gerade 3 Pferde samt dem Geländer, an dem sie angebunden waren, abzuhauen. Tobi hält die Gäule im Zaum und ruft die zugehörigen Reiterinnen herbei. Die übernehmen dankbar und wir machen uns zur Weiterfahrt bereit.

Es folgt eine tolle Abfahrt nach St. Kassian. Der Trail ist steinig aber gut fahrbar. Für Rüdiger´s Leichtbereifung wohl eine Spur zu steinig, mit lautem Zischen verabschiedet sich ein Schlauch und unterbricht den Downhill-Flow.

Zu dritt ist der Defekt in Rekordzeit behoben und es kann weiter gehen über Holzstege und Wiesentrails ins Tal nach Arlara. Die ausgeschütteten Glückshormone lassen uns den abschließenden Teeranstieg nach Corvara förmlich hochfliegen.

Wir erreichen unser Hotel gegen 18 Uhr. Nach 2200 Höhenmetern stellen wir unsere Bikes im Hotelflur ab und freuen uns auf das reichhaltige Abendessen und die zwei bis drei Weizen danach.

Etappe 5: von Corvara nach Bellamonte (23.08.)

Der Morgen in Corvara zeigt sich von der besten Seite. In der aufgehenden Sonne bestaunen wir vom Hotelparkplatz aus die umliegenden Berge. Sowohl die Puez-Gruppe als auch der Sella-Stock präsentieren sich majestätisch im noch jungen Tageslicht.

Pünktlich wie immer verlassen wir um 9 Uhr die Hotelanlage und machen uns auf in Richtung Incisia-Joch. Der Weg wechselt von Teer in Schotter und es scheint, als würden die Steine mit zunehmender Steigung größer.

Hinter mir höre ich, wie Tobias schiebt und was davon erzählt, dass wir ja nicht wissen könnten, was noch auf uns zukommt. Der Weg wird steiler und die nächste Biegung erklärt die Worte unseres Guides. Zu steil und zu verblockt ist der Trail, also entscheiden auch wir uns für´s Schieben.

Zum Glück dauert es nicht allzu lange bis die Strecke wieder fahrbar wird. Im Spalier der Bergmassive, allen voran die markante Puez-Gruppe, fahren wir zum Incisia-Joch auf 1950m.

Bei dem sich jetzt auftuenden Bild stockt mir ein wenig der Atem. Auch wenn wir vorher schon einen Blick auf die vergletscherte Nordwand der Marmolada werfen konnten, erst jetzt zeigt sie sich in voller Größe und wirkt mit den über ihr schwebenden Wolken irgendwie bedrohlich.

Ich löse mich aus dem Bann, denn schließlich liegen noch einige Höhenmeter vor uns. Als nächstes steht das Pordoi-Joch auf dem Programm. Ursprünglich war geplant, den gesamten Anstieg auf Teer zu bewältigen. Heinz jedoch kennt einen Wanderweg und so können wir uns zumindest in der ersten Hälfte von der stinkenden Blechlawine fernhalten.

Nach einer kurzen Pause vor einem Souvenirladen kommen wir auf den letzten Höhenmetern dann aber doch nicht an der Asphalttrasse vorbei. Immerhin bietet sich während der Auffahrt immer wieder der Blick auf den rechter Hand liegenden Sellastock.

Die Passhöhe besteht aus einem Hochplateau, bestückt mit jeder Menge Gastronomie und noch mehr Parkplätzen. Wir stellen unsere Bikes ab und ich genieße unter der Sonne Italiens meinen ersten Latte Macciato.

Der Pordoipass führt wie der Sellapass ins Fassatal. Hier oben beginnt auch der berühmte Bindelweg, der sich teilweise nur handtuchbreit durch die Dolomiten nach Süden schlängelt.

Wir wählen die Teerabfahrt nach Canazei und biken von dort aus weiter durch das Fassatal bis nach Campitello. Hier gibt´s erstmal eine ordentliche Portion Pizza.

Anschließend ist Improvisationsgeist gefragt, denn bei Jo´s Specialized hat sich der Hinterbaudämpfer verabschiedet. Ein Stück Holz, zwei Kabelbinder und die Schnitzkünste von Olaf machen das Bike wieder fahrtüchtig. „The Wooden Damper“ beschränkt sich im Federweg zwar auf die Elastizität des Holzes, bietet dafür aber eine hohe Ausfallsicherheit und ermöglicht Joanna, die Tour bis zum Ende mitzufahren.

Von Campitello aus fahren wir weiter das Val di Fassa hinunter bis nach Moena. Hier biegen wir ab ins Val di S. Pellegrino, um dann den letzten Anstieg für heute, den Passo di Lusia, zu überwinden.

Auf der Passhöhe in 2050m erreichen wir ein hübsches Häuschen, dessen Besitzer offensichtlich gleich 2 Hobbies hat: zum einen zieren zahlreiche Schnitzarbeiten die Hausfassade und den Vorplatz und zum anderen zieht dort ein uralter Porsche die Blicke auf sich.

Es ist mittlerweile schon 5 Uhr, Zeit für die letzte Abfahrt. Diese führt uns direkt nach Bellamonte. Das kleine Städtchen liegt nicht weit entfernt von Predazzo im Val di Fiemme (Fleimstal) und bildet gleichzeitig den Abschluss der heutigen Etappe.

Nach den zahlreichen Höhenmetern, Eindrücken und Erlebnissen schmeckt das Abendessen besonders gut.

Etappe 6: von Bellamonte nach Rovereto (24.08.)

Bei der gestrigen Etappenbesprechung hat uns Tobias den heutigen Abschnitt als „Überführungsetappe“ erklärt. Mit moderaten 1250Hm, dafür aber einer Streckenlänge von 115Km. Überführung nach Rovereto, knapp 20Km östlich von Riva. Überführung zu dem Ort, wo morgen die letzte, die Königsetappe beginnen soll. Überführung zum, wie sich später noch herausstellen wird, ultimativen Leistungs- und Leidensfähigkeitstest. Doch dazu mehr in der nächsten Story.

Zunächst starten wir in Bellamonte und fahren durch das Val di Fiemme (Fleimstal) in Richtung Cavalese. Weiß der Henker, warum der Fluss, den wir dauernd rechter Hand sehen, nicht Fiemme oder Fleim sondern Avisio heißt. Auf den Nebenwegen, die wir fahren, sehen wir ein paar schöne Nebentäler, aus deren Wasser der Avisio gespeist wird.

Vorbei am Lago di Stramentizzo verlassen wir bei Casatta das Tal, schließlich müssen wir irgendwann auf unsere Höhenmeter kommen. Durch Montalbiano und Sicina biken wir auf Teer bergauf bis zu einem Parkplatz, wo uns Pilzsammler stolz ihr Beute zeigen.

Wir kurbeln weiter auf gut befahrbaren Waldwegen und machen in der Nähe einer Jagdhütte (zumindest könnte es sowas sein) Pause. Nach den letzten Tagen vermissen wir so langsam unser tägliches Highlight. Aber Tobi hat für auch für heute was in petto.

Nach kurzer Fahrzeit kommt die Anweisung: „Scharf rechts“. Schön und gut, nur das scharf rechts kein Weg zu sehen ist. Erst bei genauerer Betrachtung lassen die geknickten Grashalme einen Trail vermuten.

„Wer will, kann fahren!“ Keiner will, also schieben alle. Ist auch besser so, den es geht steil bergab, ist glitschig und hat Stufen. Dann hat „es“ Wurzeln und Steine bis „es“ uns schließlich auf eine Waldlichtung entlässt.

Nun folgt eine Reihe schöner Trails durch Wald und Wiese hinab nach Brusago. Nur noch ein paar Kilometer sind es bis zur Mittagspause in der weltbesten Spaghetteria in Bedollo. Ich fühle mich italienisch, denke an die frühen 80er Jahre und bestelle folgerichtig Spaghetti Carbonara. Es schmeckt ganz hervorragend und der volle Magen stört heute nicht, schließlich ist es eine Überführungsetappe.

In der Tat haben wir den Großteil der Höhenmeter bereits hinter uns gelassen. Vorbei an Lago di Piazze und Lago di Serraia biken wir nach Trento. Zwischendurch lässt sich sogar einmal ein Blick auf das Nordufer des Gardasees erhaschen.

Völlig überfordert von den fehlenden Höhenmetern machen wir in Trento erst mal Pause. Umgeben von historischen Baudenkmälern und südländischem Flair (Kehrmaschinenstaub, Presslufthammergetöse und Kindergeschrei) serviert eine hübsche junge Frau Cappuccino. Wir lassen es uns schmecken, bezahlen und verlassen anschließend wieder das hektische Treiben der Großstadt.

Der Rest ist schnell, sowohl gefahren als auch erzählt. Meist schnurgerade führt uns der Radweg von Trento nach Rovereto. Windschatten, belgischer Kreisel und heraufziehende Wolken treiben den gefahrenen Schnitt in die Höhe und lassen uns ruck-zuck ankommen.

Das Zimmer ist klimatisiert und das Abendessen gut. Ich lege mich schlafen und bin gespannt, was der morgige Tag bringen wird.

Sieghöhenweg XS 2006

Sieghöhenweg XS 2006

Wenn es einen Trail in unserem Programm gibt, bei dem man seinen inneren Schweinehund überwinden muss, dann ist es der Sieghöhenweg.

Selbst in der gekürzten Version ab Mudersbach zehren 110 Km und 2000 Höhenmeter arg an der Kondition des Fahrers. Schwerer als bei einer Alpenetappe sind diese auf ca. 20 knackige, kurze Anstiege verteilt. Wer nicht bis zum Ende fahren möchte, kann jederzeit ins Tal fahren, um mit der Bahn zum Start in Mudersbach zurück zu fahren.

Die beiliegenden GPS-Daten sind dreigeteilt und im OVL-Format. Der Download ist kostenlos, die Übertragung zum Satellitenempfänger (Garmin) kann mit der Freeware „Garfile“ erfolgen.

Teil 1 beschreibt den Weg von Mudersbach bis nach Wilberhofen bei Dattenfeld. Hier empfiehlt sich eine Mittagspause mit Einkehr im Gasthof Köpke, direkt an der Strecke gelegen.

Während Teil 2 bis zur Siegmündung bei Mondorf führt, beschreibt Teil 3 den Weg vom Ziel zum nächstgelegenen Bahnhof in Troisdorf.

Hohe Bracht 2006

Was lange währt…

…wird endlich gut. Nach zweimaligem Verschieben ist es am 01. April endlich soweit. Bis auf wenige Überreste hat sich die Eiszeit verabschiedet und wir starten die Saison 2006 mit der Tour zur Hohen Bracht. Für alle, die diesen Ort nicht kennen: eine Bergkuppe mit Restaurant, Aussichtsturm und Skihang im Sauerland zwischen Kirchhundem und Bilstein. Die Hohe Bracht liegt am Fernwanderweg X8

Um 9 Uhr treffen sich Andi, Mario, Meik, Michael, Sascha vor meiner Garage um sich mit mir bei leichtem Dauerregen und knappen 10 Grad auf den Weg zu machen. Die ersten Meter im Wald bestätigen, dass aus Eis und Schnee Schlamm und Wasser geworden sind. Teilweise fließen richtige Sturzbäche von den Hängen, an manchen Stellen knacken sogar noch ein paar übrig gebliebene Eisschollen unter den Reifen. Immer wieder hören wir das Geräusch aufheulender Kettensägen. Die in den letzten Monaten durch das Glatteis lahmgelegte Waldwirtschaft ist in vollem Gange.

Unser erstes Etappenziel, den Wanderparkplatz Graevenstein erreichen wir nach einer guten Stunde. Jetzt schon zeigt sich der Vorteil der Dosenfraktion gegenüber den Shimanos mit ihren krachenden Zähnen und springenden Ketten.

Der weitere Weg zum Skigebiet Fahlenscheid ist geprägt durch querliegende Bäume und tiefe Pfützen, die zusammen mit den Weichzeichnern Nebel und Regen eine ganz eigene Stimmung erzeugen. Wir haben genug Zeit und stellen fest, dass man auch ohne Sonnenschein eine gute Tour fahren kann.

Ein größeres Windbruchgebiet zwingt uns zur Kursänderung. Wir umrunden den Berg und gelangen schließlich an das untere Ende des Skihangs an der Hohen Bracht. Gedanken an einen Uphill auf der Piste werden schnell wieder verworfen, wir arbeiten uns den etwas weniger steilen Wanderweg hinauf bis zur bekannten Aussichtsplattform. Schnell das Bild für´s Fotoalbum gemacht, begeben wir uns anschließend ins Warme um das erste Radler zu bestellen und die nassen Klamotten loszuwerden.

Ein üppiges Mahl mit weiterem Radler lässt das Blut in den Magen fließen. Trotzdem raffen wir uns auf, den Rückweg zu bestreiten. Nach der Abfahrt Richtung Hofolpe überqueren wir den Höhenrücken nach Varste. Von dort aus kurbeln wir erneut steil bergauf um nach der anschließenden Abfahrt einen alten Bekannten wiederzutreffen: den Siegerlandhöhenring.

An der Littfequelle legen wir die letzte Rast ein. Sogar die Sonne lässt sich blicken und schenkt uns ein paar wärmende Strahlen. Die restliche Strecke führt uns über den Altenberg und am Hang des Kindelsbergs zurück nach Eichen.

Nach einer groben Bikereinigung und ein paar Bier verabschiedet sich die Mannschaft tritt den Heimweg an. So haben wir es denn endlich geschafft, die Tourensaison 2006 zu eröffnen und dabei sogar noch Spaß gehabt!

Wolle

Wittgensteiner Highlands 2006

Wittgensteiner Highlands 2006

An diesem Tag (25. Juni) erwartete uns ein ganz besonderes Ereignis: Christian Trippe, langjähriges Vereinsmitglied, der leider aus Zeitmangel nur noch selten auf dem Bike zu sehen ist, hatte eine Genießertour mit anschließendem Genießermahl für den Verein vorbereitet.
Da er mittlerweile in Aue/Wingeshausen, einem kleinen Ort im Wittgensteiner Land, wohnt, startete die Tour am dortigen Bahnhof und führte uns in die umliegenden Höhenlagen. Auch Skifahrern und Wanderern dürften Orte wie Albrechtsplatz, Schanze, Kühude oder Latrop bestens bekannt sein.

Siegerland Höhenring 2006

Schwarz-Weiß, Hell-Dunkel, Trocken-Nass, Gegensätze, Extreme.

So scheint auch das Jahr 2006 bei uns zu beginnen. Erst der lange Winter, der zur zweimaligen Verschiebung der Hohe-Bracht-Tour führte und uns trotzdem noch über Eisplatten schieben ließ.

Dann rund um Kreuztal im schönsten Sonnenschein und bei sommerlichen Temperaturen – erste Gedanken an Freibad und Liegewiese keimten in unseren Köpfen.

Was das Wetter betrifft, folgte am 20. Mai wie auf einem Schachbrett wieder die Farbe Schwarz. Tiefschwarz sogar, mit Dauerregen, Gewitter, Hagel und einem fingerlähmenden Temperatursturz.

Mehr dazu gibt´s oben in Bild und Wort.

Bäähhh, wettermässig waren wir gar nicht gut beraten, unsere Traditionsveranstaltung, den Siegerland Höhenring, am 3. Mai-Wochenende durchzuführen.
Aber was soll´s? Mit 19 Mannen teilnehmermäßig so stark wie seit langen Jahren nicht mehr, haben wir uns der Herausforderung gestellt.
Dank Petrus regnete es nur einmal, und zwar von 9.00 Uhr, erst noch leicht nieseliger Niederschlag, dann ab 10.30 Uhr bis 14.00 Uhr kräftiger Dauerregen. Bei Temperaturen um die 8 – 10 Grad kein reines Vergnügen. Aber ein Indianer, öööhh Biker, kennt keinen Schmerz und tapfer trotzten wir allen Wetter- und Wegwidrigkeiten. Das Geläuf auf der Strecke war wegen der vorherigen tagelangen ergiebigen Regenschauer total aufgeweicht und der Schlamm kostete uns schon ein paar Körner.
Technisch lief erstaunlicherweise bis auf eine kleine Kettenpflege zur Halbzeit alles ohne Probleme. Aber wir hatten ja noch den zweiten Tag. : – ((

Ich greife nochmals unser Lieblingsthema, das Wetter auf. Nach dem letzten Guss sollten wir uns tatsächlich über eine Stunde daran erfreuen können, nicht mehr gewaschen zu werden. Aber der Tag war noch nicht vorbei und wir hatten die Rechnung ohne den Wettergott gemacht.
Zögerliches Grummeln im Wald, 5 km vor Erreichen des Zieles, dem Hotel „Am Giller“, steigerte sich in bedrohliches Donnern begleitet von heftigen Blitzen. Und weil das alles nicht unangenehm genug war, als Höhepunkt dann auch noch einen erfrischenden Hagelschauer und einen Temperatursturz auf gerade mal 3 Grad. Auf nackter Haut wirkt das wie ein Gesichts-Peeling, Brrrrr…

Wir zogen es vor, die Tour kurz in einer Schutzhütte zu unterbrechen und das Gewitter abzuwarten. Sascha´s Einwand, es passiere doch nichts, weil wir Gummireifen haben, wurde dann doch nicht allzu ernst genommen. (Faradayscher Biker-Käfig = Blitz in Helm rein, zu den Reifen raus = Nix passiert :- ))) )

Mit steifen Fingern ging´s auf die letzten Meter und anschließend unter die warme Dusche, manche von uns erst mal komplett angezogen, so steif gefroren waren wir.
Das gute Essen, einige Durstlöscher und anschließend ein kuscheliges Bett ließen die Lebensgeister zurückkehren.

Am zweiten Tag hielt sich Petrus relativ zurück mit schlechtes Wetter machen. Bis auf einige wenige Tropfen blieb es trocken. Bevor es zur zweiten Etappe losging war mittlere bis große Inspektion an den Bikes angesagt: Kette ölen, Schaltung reinigen und Bremsbeläge wechseln.
Technische Unzulänglichkeiten führten dazu, das Franz wegen defektem Schaltwerk, und Martin wegen defektem Hintern sich dem 2. Teil der Tour nicht mehr stellen konnten.

Das unwirtlichen Bedingungen vom Vortag und die aufgeweichte Strecke forderten im Laufe des 2. Tages von der Technik Tribut und ließen hochtechnische Wunderwerke des Bikebau´s kollabieren.
Zunächst verabschiedete sich der Hinterbaudämpfer von Mario´s Rotwild mit einen Knall und Mario ohne einen solchen aber sichtlich geknicht von der Gruppe .

Und dann passierte, was laut Besitzeraussagen unmöglich ist (pssst, nicht verraten!): Schaltungsdefekt an einer Rohloff-Nabe (siehe Bild… „Insider wissen, warum dieses Bild so wertvoll ist“). Dazu noch ein Paar ausgeschlagene Kurbellagerschalen und Andy verfiel plötzlich in eine merkwürdige Einsilbigkeit. So musste leider auch er und seine Angetraute Tina die Tour abbrechen.

Weitere Verluste waren nicht zu beklagen. Geschickt umschifften wir einige umgestürzte Bäume, die dem Ansturm des Gewitters vom Vortag nicht standhalten konnten und nun den Wege versperrten.
Alles das konnte uns aber nicht abhalten, unbeirrt zum Schluss der Tour „auf dem Steimel“ zu Weizenbier und Schnitzelvariationen Einkehr zu halten.
Dort trafen wir auch Andy und Tina wieder.

Fazit: Der versöhnliche Abschluss einer Schlammschlacht mit der Hoffnung, im nächsten Jahr trocken über die Runden zu kommen.

Bis dahin …
Joachim

Wittgensteiner Panoramaweg 2006

Wittgensteiner Panoramaweg 2006

Seit über 10 Jahren fahren wir einmal im Jahr die Tour rund um unsere Heimatregion, das Siegerland. Diese Wanderstrecke, der Siegerlandhöhenring, beschreibt die ehemalige Kreisgrenze des Kreises Siegen, wie sie noch bis zum Jahr 1974 existierte, bevor die Vereinigung mit dem Kreis Wittgenstein stattfand.

Das Wittgensteiner Land ist weniger dicht besiedelt, landwirtschaftlicher ausgerichtet und insgesamt etwas rauer und ursprünglicher als das Siegerland. Auch hier verläuft ein Wanderweg über die Höhen und durch die Täler rund um das ehemals eigenständige Kreisgebiet.

Dieser Wanderweg, der Wittgensteiner Panoramaweg, ist mit einer Länge von 150Km und 3300 Höhenmetern etwas umfangreicher als der Siegerlandhöhenring. Vor allem aber die zahlreichen Singletrails und kniffligen Wurzelpassagen machen ihn schwieriger und empfehlen eine Befahrung nur bei trockener Witterung.

Da wir nicht auf dem Rundweg selbst, sondern in Eichen losgefahren sind, erhöhte sich die Streckenlänge auf 170Km und 3800 Höhenmeter, die jeweils zur Hälfte am Samstag und am Sonntag zu bezwingen waren.

Nachfolgend gibt es neben der Story und den Bildern auch die GPS-Daten zum Download. Diese stellen allerdings den reinen Rundkurs dar.

Marburg 2006

Marburg Tour 2006 – So war es diesmal!

Hat der Winter sich nun verabschiedet oder steht uns das Gleiche bevor wie bei der Terminplanung der Hohen Bracht Tour, die aus Schneehöhengründen (tolles Wort : – )) ) zweimalig verschoben werden musste?
Banges Warten auf den täglich neuesten Wetterbericht. Aha, Prognose für die Regenwahrscheinlichkeit am Donnerstag: 41 %, Niederschlagsmenge 0-2 l/m², Temperatur maximal 12 Grad C. Freitag: 21 % Niederschlagsmenge < 0,5 l, Temperatur max. 15 Grad C.

Na sieht doch gar nicht so schlecht aus. Immerhin sind wir aus den vergangenen Jahren schon einiges gewohnt. Mal gab es (Dauer)Regen, dann wieder Temperaturen um den Gefrierpunkt.
Letztes Jahr hatten wir sogar ein buntes Potpourri aller möglichen Wetterlagen mit Regen, Kälte, Hagel- und Schneeschauer, usw.

Aber dieses Jahr war, wie der Wetterbericht prophezeit hatte, alles anders. 19 flyer, mit Birgit, Tina und Pia drei Mitglieder unserer Damenriege, und 2 Gäste stellten sich dem jährlichen Sitzriesen Marburg-Siegen.
So viele Leute hatten sich noch nie für unsere Frühjahrs-Tour angemeldet. Also mussten wir wie die Lämmer aufgeteilt werden. Eine Gruppe nahm den frühen Zug via Erndtebrück, die Spätaufsteher bevorzugten die schnelle Verbindung Richtung Marburg.

Die Fahrt mit der DB verlief ohne erwähnenswerte Zwischenfälle. Die einen stärkten sich mittels geschmierter Butterbrote und dopten sich mit Bananen aller Größen und Biegungen. Die anderen, wie z.B. Achim, nahmen noch (mit offen stehenden Mund) eine Mütze voll Schlaf, da die nächsten ca. 7 Stunden im Sattel verbracht werden sollten.

Das obligatorische Startfoto brachten wir dann vor dem Bahnhof Marburg hinter uns, vergaßen aber Sascha Bescheid zu sagen, der sich am Bahnhofskiosk noch eine kleine Leckerei besorgte.

Mit moderatem Schnitt von 20 km ging´s über Radwege entlang der Lahn, die Gott sei Dank nicht mehr überflutet waren, wie eine Woche zuvor. Die obligatorische Pause in der Giessener Altstadt wurde wegen der angenehmen Temperaturen um die 14 Grad C und Sonnenschein ausnahmsweise mal zu keiner Zitterpartie. Manche Giessener Mitbürger trauten sich sogar, es uns gleichzutun und sich neben dem Glockenturm auf Bänken und der Wiese zu tummeln. Traditionell gab´s für einige von uns auch noch Leberkäse im Brötchen beim Marktstand des örtlichen Metzgers.

Frisch gestärkt fuhren wir nach dieser Rast weiter. Danach eine kurze Rast mit integrierter Pinkelpause im Wald nahe Wetzlar. Diesmal ohne, wie im letzten Jahr, eine verärgerte Dame aufzuschrecken, die genau an der Stelle unserer Rast versuchte, ihre Notdurft zu verrichten.
Die steigende Temperatur veranlasste Andi und Sascha sogar auf das wärmende Beiwerk von Beinlingen zu verzichten und ab dem Knie viel (rasierte) Haut zu zeigen. Ohne weitere Zwischenfällen bewegten wir uns unserem Primärpausenziel, der Hütte der Vogelfreunde in Rodenbach entgegen. Einige ortsunkundige flyer mussten sogar zurückgepfiffen werden, da die Erwartung und der Lockruf der Gerstenkaltschale so stark war, dass sie den falschen Weg einschlugen.

Wir wären auch etwas zeitiger angekommen, wenn Andy nicht kurz vor dem Erreichen der Hütte an seinen Sorglos-Dosen-Rad beinahe das Tretlager verloren hätte. Oh Rohloff, oh Race Face, oh glorious Rohloff. :- )))

An dieser Stelle noch mal einen herzlichen Dank an die Vogelfreunde Fellerdilln, die uns wie auch in den Jahren zuvor hervorragend verköstigt haben.

Als es wieder auf die Strecke gehen sollte, stellte Franz fest, dass sich am Vorderrad seiner Maschine ein Plattfuß breit gemacht hatte. Kein Thema, mittels Einsatz modernster Technik und guter Ratschläge der anwesenden flyer gelang der Wechsel problemlos. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, an dem Franz mittels Druckluftpatrone das Kunststück fertig brachte, das einvulkanisierte Ventil seines Schlauches herauszusprengen.

Also auf ein Neues und dann endlich ab über den Passo Kalteiche mit dem optischen Hammer Richtung Wilnsdorf. Auf der anschließenden Abfahrt hinunter nach Wilnsdorf wurden neue Geschwindigkeitsrekorde jenseits der 70, nahe der 80 km/h erreicht.

Auf den letzten Metern bis nach Eiserfeld konnte ein Konterblock Saschas Speedangriffe erfolgreich abwehren.

Als ca. 15-köpfige Gruppe fielen wir schließlich bei Andy in der Grillhütte ein.
Wir begossen den erfolgreichen Verlauf der Tour und genossen die bestellte Pizza, die uns Tina und Christian freundlicherweise angekarrt hatten.

Gegen 21.30 Uhr waren wir doch alle recht müde, ließen uns aufpicken oder machten uns per velo oder pedes auf den Nachhauseweg.

So ging eine tolle Tour mit starker Besetzung zu Ende. Und wenn im nächsten Jahr wieder zum „Frühjahrseinradelklassiker Marburg-Siegen“ aufgerufen wird, feiert diese Tour ihr 10-jähriges Jubiläum.

Bis dahin, Joachim

Kreuztaler Höhenring 2006

Pack die Badehose ein…

…oder zumindest die Sonnencreme. Denn am 6. Mai 2006 herrschen strahlender Sonnenschein und Temperaturen, die nach kurzen Ärmeln und nackten Beinen schreien. „Schneiderwetter“ halt eben.

Im Gegensatz zum letzten Jahr bewegen wir uns durchgängig auf trockenem Boden und sind bis auf einen „Neuser“ (fat-tire-flyer Fachwort für Loch oder Riss im Schlauch oder Mantel eines Laufrades, der zum sofortigen Luftverlust desselben führt und in der Regel eine Weiterfahrt unmöglich macht) frei von Pannen.

Da die Strecke selbst in den vergangenen Jahren ausreichend beschrieben wurde, findet ihr diesmal neben den kommentierten Bildern etwas zur Kreuztaler Stadtgeschichte und erstmalig die GPS-Daten der Strecke als OVL-Datei zum Download. Die Daten sind zur Verwendung im GPS-Empfänger optimiert und können beispielsweise mit der kostenlosen Software „Garfile“ auf alle geeigneten Garmin-Geräte übertragen werden. Die Verwendung der Daten erfolgt auf eigenes Risiko.

Wolle

Hintergründe…
Die Stadt Kreuztal ist eigentlich noch gar nicht so alt. Sie entstand im Rahmen der kommunalen Neugliederung im Jahr 1969 aus insgesamt 12 an den Flüssen Ferndorf, Littfe und Heesbach gelegenen Gemeinden

Die Ursprünge Kreuztals gehen allerdings zurück bis in das 11. Jahrhundert, wo „Berentraph“ (Ferndorf) bereits urkundlich erwähnt ist. Dieser älteste Siegerländer Ort war bis zur Stadtwerdung der Namensgeber der Amtsverwaltung für die Kreuztaler Gemeinden, dem „Amt Ferndorf“.

Der Begriff „Kreuztahl“ taucht zum ersten Mal um 1830 auf. Als Verkehrsknotenpunkt von Poststrecken und besonders mit der Eröffnung der Eisenbahnstrecke Ruhr-Sieg in 1861 und der Nebensstrecke über Erndtebrück bis Marburg wurde der Grundstein für die nachfolgende starke wirtschaftliche Entwicklung gelegt.

Die Landwirtschaft wich mehr und mehr dem Erzbergbau und der Eisenverhüttung. Anfang des 20. Jahrhunders wurde zwar die letzte Grube geschlossen, die metallverarbeitende Industrie stellt aber bis heute ein wesentliches wirtschaftliches Standbein dar. International bekannt wurde die Stadt Kreuztal nicht zuletzt durch die Krombacher Brauerei, eine der modernsten Braustätten Europas.

Die Stadt Kreuztal, die mittlerweile ca. 35.000 Einwohner zählt, kann sich noch immer damit rühmen, in einer der waldreichsten Mittelgebirgslandschaften Deutschland zu liegen. Dieser Wald besteht in wesentlichen Teilen aus „Hauberg“, d.h. aus bewirtschafteten Flächen, die mit ihren unzähligen Wegen und Pfaden dem Mountainbiker ein nicht enden wollendes Routennetz zur Verfügung stellen.

Der Stadtkern selbst kämpfte lange (und noch immer) mit dem unglücklichen Umstand, nicht historisch gewachsen, sondern nur durch das Zusammenfügen einzelner Ortsteile entstanden zu sein. Zusätzlich wird er durch seine Verkehrsadern zerfurcht und zerteilt. Erst in den letzten Jahren ist es durch Verlegung von Straßen, Nutzungsänderung von Flächen und der Schaffung attraktiver Angebote gelungen, die Rahmenbedingungen für eine besuchenswerte Stadt mit Charakter und kulturellem Lebenswert zu erzeugen.

Kirchzarten 2005

Black Forest Bike Marathon 2005

Super Wetter, Wahnsinnsstrecke und vier fat tire flyer:

Birgit, Meik, Sascha und Wolfgang auf den Wegen des Hoschschwarzwaldes beim Black Forest Ultra Bike Marathon 2005. Diesmal haben wir uns die Zeit genommen, auch ein paar Bilder während des Rennens zu schießen. Was wir erlebt und gesehen haben, ist in untenstehender Gallerie und Story zusammengefasst.

Black Forest Ultra Bike Marathon 2005

Auch dieses Jahr konnten wir der Qual nicht widerstehen. Im Gegensatz zu 2004 allerdings jetzt unter dem Motto: Back to the roots! So haben wir auf Hotel, Luxus und eine zusätzliche Übernachtung nach dem Rennen verzichtet und sind mit Schlafsack, Zelt und Luftmatratze losgezogen.

Die Reservierung auf dem Campingplatz „Am Kurpark“ stellte sich als gute Wahl heraus. Sowohl der Stellplatz als auch die sanitären Anlagen waren sauber und gepflegt. Obwohl wir nur eine Nacht gebucht hatten, durften wir unser Auto bis Sonntag nachmittag stehen lassen. Das alles für insgesamt 9 Euro pro Person ist wohl eine Empfehlung wert. Hinzu kommt noch, dass der Platz nur ein paar Fahrradminuten vom Start entfernt liegt.

Der Sonntagmorgen bestätigte die Wettervorhersage: kein Wölkchen am Himmel und hochsommerliche Temperaturen, die im Laufe des Tages bis auf 34 Grad ansteigen sollten. Der Hinweis eines Helfers, vor 3 Jahren hät´s noch 1 Grad mehr gehabt, ließ uns aufatmen.

Irgendwo zwischen 7.30 und 8.30 Uhr wurden wir (Birgit, Meik, Sascha und ich) auf die Strecke von 116 bzw. 77 Km geschickt. Trotz der großen Menge von über 4000 Startern gab es nie Gedrängel oder gefährliche Überholmanöver. Der Parcours war gut gezeichnet, vor jeder Gefahrenstelle wurde gewarnt. Ein Lob an die Veranstalter! Lediglich die Singletrailer hätten Grund zur Beschwerde gehabt: die Strecke bestand fast ausschließlich aus Wald- und Forstwegen ohne fahrtechnische Schwierigkeiten.

Der sportliche Anspruch bestand in der Bewältigung der 3150 (Ultra) bzw. 2000 (Marathon) Höhenmeter. Nicht vergessen werden wir aber auch den landschaftlichen Anspruch: immer wieder boten sich uns Ausblicke auf grüne Täler, idyllische Dörfchen und nicht zuletzt den tiefblauen Titisee. Zusammen mit dem Wetter und der idealen Fernsicht eine einzigartige Kombination.

Noch ein paar Worte zur Strecke: Um den Belangen des Naturschutzes gerecht zu werden, wurden einige Teilstücke geändert. Damit geht die Vergleichbarkeit der Zeiten über die Jahre zwar verloren, der Akzeptanz des Mountainbikens seitens der Bevölkerung ist es aber sehr zuträglich. Ich denke, das ist es wert.

Dank der Hitze stieg unser Konsum an isotonischen Getränken ins Unermessliche, dank der Höhenmeter auch der Konsum an Bananen, Apfelstückchen und Powerriegeln.

Irgendwann hast du das Zeug einfach nur noch satt und wünschst dir ein saftiges Steak und ein Bier.

Die Realität holte mich an der zweitletzten Verpflegungsstation ein. Erste Anzeichen einer Unterzuckerung zwangen mich zur Disziplin: Kohlenhydrate und ausreichend Flüssigkeit, auch wenn der Magen noch so rebelliert.

Und siehe da, mit steigendem Blutzuckerspiegel wuchs auch wieder die Kraft in meinen Beinen und die Motivation für den Rest der Strecke.

So kamen wir letztendlich alle knitterhagelkaputt aber mit einem nicht nur adrenalinspiegelverursachtem Lächeln durchs Ziel.

Der Rest des Projekts, die wohltuhende Dusche danach und die Heimfahrt zurück ins Siegerland, verlief ohne Probleme. Sozusagen ein rundum gelungenes Wochenende, und: endlich mal wieder eine Tour ohne kalte Füße, Matsch und Regen.

Wolle

Ruhrpottcross 2005

Ruhrpottcross 2005: Singletrail-Schlammschlacht

Mal wieder eine Leserreise! Im Frühjahr publizierte die Zeitschrift Mountainbike mit dem Ruhrpottcross eine Zweitagestour ganz in unserer Nähe. Deswegen und weil wir wissen wollten, wo sich im Ruhrgebiet zwischen Duisburg und Dortmund 130 Km und 3200 Hm Trails verstecken, haben Sascha, Meik und ich uns angemeldet. Ein Stück Ruhrpottkult hatten wir ja schon in 2002 rund um Aplerbeck kennengelernt (siehe Archiv).

Am Anfang steht die Anreise von Eichen über Siegen und Düsseldorf nach Duisburg. Viel zu früh muss ich aufstehen, denn der Weg von Eichen nach Siegen muss per Bike bewältigt werden, um diese Uhrzeit fährt hier noch kein Zug.

In Siegen steige ich in den Regionalexpress nach Köln und mit mir ein, wie ich annehme, ebenfalls begeisterter Radfahrer.“Jesus lebt!“ verkünden Plakate an seinem Rad und seiner Tasche. Er schenkt mir ein Faltblatt, dankbar vertreibe ich mir mit dem Studium dieser Lektüre die Langeweile bis zum Bahnhof Niederschelden .

Sascha und Meik steigen zu, sie haben Pech: Jesus lebt zwar immer noch, aber Er schläft und ich behalte meinen Wissensvorsprung für mich. In Düsseldorf müssen wir umsteigen. Jesus lebt weiterhin, wir lassen Ihn schlafen, sein Fahrrad wäre für den Wald wohl ohnehin nicht geeignet gewesen, Gott möge ihn behüten.

Endstation Duisburg-Hauptbahnhof. 3 Km entfernt finden wir das Wedau-Stadion, hier beginnt die Tour. Bei Temperaturen um die 10 Grad setzt leichter Regen ein, ich kleide mich mit Regenjacke, Regenhose und Überziehern ein und sehe aus wie ein Michelinmännchen.

Nach 15 Km Radweg ohne nennenswerte Steigungen tauchen wir in die Wälder und Trails entlang der Ruhr ein. Die Jungs von der „Mountainbike“ und Manfred Stromberg als Organisator haben ganze Arbeit geleistet und kaum einen Singletrail der Region unberücksichtigt gelassen.

Nichts für Waldautobahn- und Schönwetterbiker! Die Wege sind schmal und das Wetter macht die Tour zur Schlammschlacht. „Eintauchen“ im wahrsten Sinne des Wortes, die Plempe ist manchmal 15 cm tief und zehrt an Mensch und Maschine.

An einem Abhang entscheide ich mich für Absteigen und Schieben. Ersteres funktioniert gerade noch, aus dem Schieben wird Ausrutschen und auf dem Hintern gehts durch die Matsche nach unten. Hinter mir ruft Meik: „Gib mir eine Plastiktüteeeaaahhhh!“ Er erleidet ein ähnliches Schicksal wie ich und braucht keine Tüte mehr.

Im weiteren Verlauf des Tages wiederholen sich solche und ähnliche Szenen öfters. Ganz nebenbei zwingt uns auf einer Anhöhe ein ordentliches Gewitter zu einem Zwangsaufenthalt in Manni´s Servicebus. Kurz vor Ende der Etappe setzt ein Hagelschauer noch einen drauf und wir müssen langsamer fahren, damit die kleinen Eiskugeln nicht durch die Haut gehen. Leider geht uns bei diesem Wetter der Blick für die Umgebung mit ihren Sehenswürdigkeiten verloren.

Aber: trotz Wind und Wetter halten wir durch und kommen ohne nennenswerte Verluste in Hattingen an der JuBi Welper an. Der Herbergsvater schlägt ob unseres Aussehens die Hände über dem Kopf zusammen, wir bekommen trotzdem ein tolles Abendessen, haben beim anschließenden Bier unseren Spaß und dürfen in guten Zweibettzimmern übernachten.

Der zweite Tag beginnt mit einem ordentlichen Frühstück und dem Versprechen des Veranstalters, nicht mehr ganz soviel Schlamm zwischen die Stollen zu bekommen. Der hat dann wohl die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Der Wirt heißt Himmel und öffnet immer wieder seine Schleusen. Da hilft auch kein Unterstellen im Wald, denn nach kurzer Zeit ergießen sich Sturzbäche aus dem Blattwerk auf unsere Köpfe. Vielleicht hätte Er was dran drehen können, wir hätten ihn doch mitnehmen sollen.

Trotz des widrigen Wetters bleiben wir tapfer und kämpfen uns durch die geplante Strecke. Um die Mittagszeit erreichen wir im Muttental das Zuhause von Manfred Stromberg, die Fahrtechnikschule „Bikeride“. Wir bewundern das Rotwild in seinem Stall und bedienen uns seines Hochdruckreinigers, um unsere Böcke wieder halbwegs fahrtüchtig zu machen.

Nach tatsächlichen 130 Kilo- und 3000 Höhenmetern kommen wir in Dortmund an. Ursprünglich war als Zielort das Westfalenstadion vorgesehen. Da heute die Schwarz-Gelben spielen und der Klügere nachgibt, weichen wir aus auf den Parkplatz des Dortmunder Zoos.

Nachdem wir uns vom Rest der Gruppe verabschiedet haben, führt uns unser Guide netterweise noch auf dem schnellsten Weg zum Bahnhof. Mit einem Affenzahn hasten wir hinter Ihm und seinem 18-Kilo Freerider durch die Straßen der Ruhrmetropole.

Es reicht gerade noch für einen Kurzeinkauf: drei Döner, ein Sixpack Krombacher und ein Schönes-Wochenende-Ticket für die anschließende Heimfahrt. Was für ein Wochenende!

Wolle