Marburg 2005

Marburg 2005

bus zum zug

Diesmal war es der 9. April, eine Woche später als im letzten Jahr, dafür aber mindestens einen Monat kälter. Unser Grundlagenausdauerklassiker Marburg stand diesmal im Zeichen von Wind und Schnee.

Einzelheiten und Hintergründe der Marburg-Tour findet ihr in den alten Tourenbeschreibungen im Archiv, bitte oben auf’s Bild klicken dort gibt´s die Bilder zur aktuellen Tour.

Hohe Bracht 2005

Mission Impossible?

Nicht für uns. Trotz geschlossener, 20 cm hoher Schneedecke, eisigem Wind und zahlreichen Irrwegen haben wir unser Ziel erreicht. Den Beweis findet ihr auf den Bildern, die Story ist eigentlich das Ende einer Trilogie und hier zu finden.

Teil 1: Es geschah zu einer Zeit…

Es geschah zu einer Zeit, in der nur wahre Helden und Männer sich in die unwegsame rauhe Natur begeben. Sonntag den 13. Februar im Jahre des Herrn 2005, 9.30 Uhr.
Nach 4 Tagen der sintflutartigen Regenfälle hat ab den frühen Morgenstunden Schneefall eingesetzt. Gut so, denn so bleibt
einem der Anblick der wirklich bescheidenen Bodenverhältnisse erspart. Bei solch widrigen Wetterbedingungen reissen sich nur ganze Kerle morgens vom warmen schenkel der Angebeteten los, und brechen auf in die Wälder des südlichen Siegerlandes.

9.30: Eiserfeld Marktplatz, kein Arsch da!? Doch da kommt er – Sascha.

Schnell wird klar – heute traut sich sonst keiner. Es geht los an der katholischen Kirche vorbei auf den Eichert. Es ist nass und zäh wie Scheisse nach 20 guinness – nur eben weiss. Hinauf am Kaiserschacht vorbei zur Kreuzeiche. im großen Bogen (mit ein paar kleinen Gimmicks von Sascha 🙂 zum fusse des Kunstertales.
Lebensgefährliche Wasserdurchfahrt durch den örtlichen reissenden Wildbach. O-ton sascha: das hätten wir jetzt besser
nicht gemacht! Füsse nass – egal. Aufstieg zum Steimel. Schneefall setzt ein. Mehr, noch mehr Schneegestöber. Man
sieht die Hand nicht mehr vor Augen. Auf dem Steimel angekommen sieht man schemenhaft einen kleinen Schneepflug
der sich müht um den Gästeparkplatz frei zu bekommen. Der Fahrer blickt uns ungläubig und fassungslos an – wir ihn auch.
Ich muss die Brille absetzen, sehe nichts mehr.
Vom Steimel runter Richtung Römel, mein erster Sturz. Bergauf. Zu faul zum Schalten und einfach umgefallen. Besser jetzt als auf dem Rückweg (Meik weiss was ich meine :). Über den Römel auf den Pfannenberg. Sascha: ich schmecke es schon!

Jetzt auf dem schnellsten Weg zur Schränke. Märchenhafte Winterlandschaft und bergab treten. Grosses Ritzel – Fehlanzeige.
11 Uhr Ankunft schränke, Helme und Klamotten weiss – Bier gelb.

Das haben wir uns aber auch mal wieder richtig verdient. Abfahrt über die Strasse ins Tal. Ja – an so einem Tag werden
Helden geboren.

Fazit: man muss es mal erlebt haben – ihr habt was verpasst.

Teil 2: Wahre Helden fahren einsam

27.02.05 und keiner will fahren. na gut, dann eben alleine. Ich habe mich ja nicht aus dem Bett geschält für nichts. Super Sonne und ab gehts.
Oberhalb der Richerfeldschule gehts richtung Hubach. Aufstieg zur Eisernhardt. Ja, wenn man eine festgetretene Spur hat ist alles gut. Ungläubige Blicke von Rodelfahrern die das Rollfeld erklimmen. Halbe Höhe geht es dann rechts in den Wald Richtung Faule Birke – und das Drama beginnt.

Geeier und lustige kleine Stürze in den Tiefschnee. Nichts anmerken lassen – die Rodler könnten einen ja noch sehen. Das
muss halt so sein. Kleine Steigung – aus der Spur gekommen – Mist, schieben. Ein paar Wanderer trauen auch ihren Augen nicht so recht, aber immer freundlich grüßen.
Bis zur faulen birke geht es ganz gut. Der nächste Berg – schieben. Durch den Wald richtung Rödgen ist ein Auto gefahren.
gut für mich – es läuft. Traumhafte Aussicht bei den schneebedeckten Feldern oberhalb von Obersdorf. Wieder
zahlreiche lustige Abflüge. Ich quere die Straße Richtung Wilnsdorf.
Hier geht gar nix 🙁 schieben bis zur Anhöhe. der sonst nette Singletrail ist nur von wenigen begangen worden. runter läuft es,
aber die nächste Steigung kommt und schieben. Zwei nette Joggerinnen schauen mich mitleidig an und spenden mir
tröstende Worte. die Flachstrecke Richtung Höhwäldchen ist super zu fahren. Hier haben unzählige Füsse ganze Arbeit geleistet.
Vorbei am Sportpark über die Brücken – natürlich gefahren. Bei einem der lustigen Stürze hab ich mir wohl doch was am
Handgelenk eingefangen?!
Bis Wilnsdorf gekommen reicht auch, Abfahrt ins dorf. Durchs Industriegebiet Richtung Rinsdorf. Es schneit. Das kann es aber noch nicht gewesen sein. es geht noch was. In Eisern links ab den Berg hinauf Richtung Schränke. Alleine schmeckt ja
bekanntlich das bier nicht so gut, und deshalb will ich oben angekommen auch gleich rechts die Strasse in Richtung
Heimat und warmer Dusche.
Flöte gepfiffen! Da kommt mir doch beim Tennisheim ein fat tire flyer Trikot entgegen. Beinhart Söhngen will heimlich eine
Strasseneinheit einlegen. Pause und rein in die Schränke.
Vier große Durstlöscher und unsere Wege trennen sich wieder 🙂
Sascha nach rechts Richtung Herdorf, ich Richtung Heimat.
fazit – schöne winterlandschaft – aber scheisse zu fahren!
Ich sehe mehr als schwarz für die Hohe Bracht. Laut Wetterbericht sollen da in den nächsten Tagen noch so einige Zentimeter Neuschnee beikommen 🙁 Zum Wandern gut – zum Fahren Mist.

TEIL 3: DIE RUECKKEHR DER LOW-PRESSURE-KÖNIGE! (HOHE BRACHT-TOUR 2005)

Freitag, 11. März. Es schüttet wie aus Eimern und stürmt wie Hulle. Der Regen verwandelt sich im laufe der Nacht dann auch noch in Schnee. Beste Voraussetzungen also für die erste offizielle Vereinsausfahrt in 2005.

Samstag morgen, 12.03.05. Der Wecker reisst mich um 7 Uhr aus dem Schlaf. Wo bin ich? Warum muss ich aufstehen?
Ganz klar! Es muss ein weiteres Kapitel der Winterheldensaga geschrieben werden.
Es liegt Schnee. Wie wird es erst in den höheren Regionen der Tour aussehen?! Schnapsidee, total bescheuert und aehnliche vergleiche geistern durch mein noch nicht ganz waches Hirn. Ich schlüpfe im Zwiebelprinzip in unzählige Kleidungsstücke. Kleines Notfrühstück, jede Menge Klamotten zum wechseln (man soll ja auf seinen Guide hören) in den großen Rucksack – und los gehts.

8.15 Uhr, kein Mensch an dem vereinbarten Treffpunkt, Tankstelle Eiserfeld. Die werden mich doch nicht im Stich lassen, und mich alleine mit Wolle fahren lassen?! Keiner kommt. Ein paar Minuten später fahre ich dann los Richtung Siegen Bahnhof.
Als ich am stummen Loch die Straße verlasse und auf den Radweg einbiege, sehe ich Reifenspuren von zwei Rädern im Schnee. Also doch. Das können nur Bekloppte von uns sein! Im Fahrradabteil der Regionalbahn nach Hagen dann großes Hallo. Meik und Sascha warten schon auf die Abfahrt Richtung Eichen.

Hauptbahnhof Eichen. Wir treffen unseren Wolle, der sich auch Gedanken um den Sinn, oder besser Unsinn dieser Aktion macht. Nützt nichts. Los gehts. Die fanta 4 biegen oberhalb von Eichen in den Wald ein, und siehe da – es wird noch schlimmer wie gedacht.
Durch den Regen der vergangenen Tage ist die unterste Schneeschicht nass und glitschig wie Schmierseife. Die ersten
ungewollten seitlichen Fahrmanöver beginnen. Sonst schöne Singletrails sind unfahrbar – schieben ist angesagt.
Auf der Höhe angekommen werden wieder erste Fahrversuche unternommen. Die Reifen sinken in den Schnee wie sonst nur dünne Rennradpneus. Es wird mit allen Tricks gearbeitet. Luft wird aus den Hinterrädern abgelassen um eine grössere Traktionsfläche zu bekommen. Die Mythen „low-pressure-riding“ und „very-low-pressure-riding“ sind geboren und begleitet uns bis zur Hohen Bracht.

Es geht nicht wirklich besser durch diese Maßsnahme, aber manchmal hilft ja schon der Glaube daran. Bis zur Krombacher Höhe wollen wir es versuchen. Immer wieder Schiebepassagen und seitliches wegrutschen vom Feinsten. Durchdrehende Räder von schier unglaublicher Kraft angetrieben. Tiefste Winterlandschaft wie Scott und Amundsen sie erfahren haben müssen.
Auf einer Abfahrt probt Sascha dann noch den Abstieg über den Lenker. Nix passiert, zumindest ihm nicht. Wie sich später rausstellt, ist bei seinem Leicht-Racebike eine Speiche am Hinterrad gebrochen, und jetzt eiert es wie Sau.
Reiner Kampf mit den Elementen. Männer gegen Eis und Schnee. Schnell sind wir uns einig – ab Krombacher Höhe geht es nur über die Straße weiter! Aber noch sind wir nicht da.
Wir treffen auf den neuen Zubringer der HTS. Knietiefer Schnee ist ein prima Fahrradständer wie sich rausstellt. Wir stapfen einen Abhang hinunter und wollen unser Glück auf der neuen Trasse versuchen. Es geht sogar etwas besser voran. Eisplatten knacken unter den Reifen, aber wir kommen der Krombacher Höhe näher. Hier treffen wir auf die ersten ungläubigen Zeugen unseres Tuns in Form von Autofahrern.

Abfahrt über die Straße. Gesichtspeeling durch Schnee und Hagel. In Neuenkleusheim kommt die Gewissheit – uns wird wieder warm. Es geht 4 km bergauf zum Windrad. Der erste Gipfel ist erklommen. Frühstückspause in der örtlichen Schutzhütte in toller Winteridylle. Einige Passanten ziehen mit Wintersportgerät an uns vorbei.

Abfahrt Richtung Welchen-Ennest. Nasskalt, der Wind schneidet im Gesicht und dringt durch alle Zwiebelschichten Bikebekleidung. Wir fliegen bis nach Benolpe hinunter. Unser Wolle kommt ja prima im Wald zurecht, aber über die Strasse – keine Ahnung!
Hier vertrauen wir den Aussagen eines Wanderers, und suchen den Weg nach Bielstein. Es geht bergauf. Nette Menschen sagen uns: der Weg nach Bielstein ging da unten rein! OK. Wieder den Berg runter. Wie wir feststellen müssen, hat der gute Wandersmann uns einen Wanderweg nach Bielstein beschrieben. Ebenso unbefahrbar wie alles im Wald.

Das kann es nicht sein. Wir wollen wieder der Teerstrasse hinauf, und hoffen auf eine freie Auffahrt. Hier unternimmt Meik einen bösen Angriff auf die Moral der Truppe! Er will uns in die erstbeste Gaststätte am Ort einladen und eine Runde schmeissen. Als das nicht recht fruchtet erhöht er sein Angebot sogar noch auf zwei Runden. Die ersten überlegen
ernsthaft.
Nix da. Den Berg wieder rauf, und siehe da – es war nur eine Zufahrt zu den letzten versteckten Häusern. Berg wieder runter nach Benolpe. Es geht über Hofolpe, Kirchhundem über die Hauptstrasse nach Lennestadt. Der uns zuerst beschriebene Weg eines Ortsansässigen hätte uns Richtung Winterberg geführt. Kann nicht stimmen. Weiter gefragt. Jetzt endlich glauben wir den richtigen Weg zu kennen. Was tun? Unserem Zeitplan hinken wir schon hinterher.
Wir treffen einen Entschluss: der Berg ist unser! Wir stürmen die Hohe Bracht und sparen uns dafür die Rückfahrt über die Straße. OK. 2,5 km nette Steigung Richtung Bielstein. Es zieht sich! Bei manchem stellt sich auf der kurvigen Strecke hinauf ein Alp-d’Huez-Feeling ein.

Die erste Anhöhe ist erreicht – aber noch nicht die Hohe Bracht.

Die Hinweisschilder weisen uns den Weg zur Hohe Bracht und ins Skigebiet – Heute bestimmt nicht übertrieben. Noch einmal schrauben wir uns ca. 4 km bergauf zum Ziel unser Träume. Ich sehe den Turm – und keine drei Meter rechts von mir ist ein Skilift in Betrieb.
Oh shit – wir haben es wirklich getan. Noch ein paar mal um den Berg rum geht es nach oben und wir sind da.
Over the Top!
Wir machen noch ein paar Fotos die wir unseren Enkeln (und Euch) zeigen können. Winterlandschaft bei Sonnenschein, ein toller Ausblick, Erleichterung auf allen Gesichtern und Bärenhunger!

Wir lassen uns an unserem Stammtisch nieder. Der kleine Mann pfeift uns einen Willkommensgruß. Es ist 13 Uhr.
Wirre Getränkebestellungen bringen die Bedienung aus der Fassung, aber dafür beim Essen eine unisono, leicht zu merkende Sache: 4 mal Rinderkraftbrühe mit Einlage, und einen lecker Försterteller mit drei kleinen Steaks, Speckbohnen und schön fettigen Bratkartoffeln. Das brauchts jetzt! Bier schmeckt, und es wird eine kurzweilige gesellige Runde mit den üblichen haarsträubenden Geschichten.
Der kleine Mann pfeift gerade zum dritten mal, als wir uns dick vermummt wieder den Berg hinunter ins Tal stürzen.

Rein in den Zug, und ab Richtung Heimat. Wolle verlässt uns in Kreuztal. Wir fahren weiter bis nach Siegen, und dann
umsteigen Richtung Süden. Wir verlassen den Zug in Niederschelden, und hier trennen sich nun endgültig unsere Wege. Es setzt noch mal richtiges Schneetreiben ein. Klar – muss sein. Zuhause angekommen noch schnell das Salz vom guten Stück (Bike!) gewaschen, und ab unter die warme Dusche!

Tja ihr Lieben. Das war sie, die erste offizielle Vereinsausfahrt in diesem Jahr. Wir haben es uns nicht nehmen lassen, das scheinbar letzte richtige Aufbäumen des Winters mit Verachtung zu strafen. – Der Weg ist das Ziel.

Zahlenspiegel: Strecke ab Eichen 52 km, 1000 hm

Grüße
Balzi (mit Wolle, Sascha und Meik)

 

Top auf Graubünden 2004

Top Of Graubünden

August/September 2004 (7 Etappen, 416 Km, 12300 Höhenmeter)

Sascha und ich (Wolle) haben uns im Sommer 2004 dem schweizer Mountainbike-Guru Gerd Schierle anvertraut, um die Highlights des größten Kantons zu erfahren.
Die Tour basiert auf einer Leserreise der Zeitschrift Bike aus dem Jahr 2003. Weitere Infos gibt´s unter www.bike-explorer.ch

Etappe 1: von Chur nach Savognin (29.08.)

Start der Tour ist in Chur, der ältesten Stadt der Schweiz

Die Übernachtung vor der ersten Etappe war nicht im Angebot, deshalb haben wir diese in Eigenregie gebucht. Kein Problem, dank Internet. Dank Internet haben wir jetzt ein Zimmer mit fließendem Wasser ohne Dusche, dafür aber mit Klo im Treppenhaus und einem derart schiefem Boden, dass wir die erste Bergetappe bereits am Vorabend der eigentlichen Tour absolvieren können. Was soll´s, die Chefin des Hauses ist sehr freundlich und wir wollen ja nur eine Möglichkeit, vor den Strapazen der Tour noch einmal in Ruhe schlafen zu können. Hätte wahrscheinlich auch funktioniert, wenn nicht dummerweise das Fenster direkt zur Hauptstrasse gezeigt hätte und nicht ausgerechnet in dieser Nacht eine Fete auf eben dieser Straße bis 4 Uhr stattgefunden hätte.

Am nächsten Morgen geht´s dann endlich los. Wir treffen uns auf einem Parkplatz, um die Klamotten zum Gepäcktransport abzugeben und um unsere Guides kennenzulernen. Sascha und ich werden zusammen mit 7 anderen Bikern in der mittleren Gruppe von Christian geführt.

Der Weg führt uns auf einem alten Polenweg am Hinterrhein entlang ins Domleschg, dem Burgenland der Schweiz. Jetzt geht es steil bergauf über den Schyn, einem historischen, teilweise in den Fels gesprengten Saumweg. Ein Highlight ist ein ca. 50m langer Tunnel, in dem wir die Hand nicht vor Augen sehen. Wir tasten uns an einer Haltestange entlang in dem Vertrauen, nicht in irgendein Loch zu fallen. Anschließend geht´s weiter bis zu einer Höhe kurz vor Muldain, wo wir erst mal unsere Lunchpakete futtern.

Nach einer langen Abfahrt erreichen wir die Solisbrücke, die sich in einem gewaltigen Bogen über die Albulaschlucht spannt. Auf Schotter-, Feld- und Waldwegen gelangen wir entlang der Dörfer Stierva, Mon und Riom ins Oberhalbstein und zu unserem ersten Etappenziel Savognin.

Etappe 2: von Savognin nach Pontresina (30.08.)

Von Savognin aus fahren wir auf einem Forstweg talaufwärts bis in die Nähe von Alp Flix. Zur Orientierung: parallel zu unserer Strecke führt auch die Julierpassstraße.

Auch heute ist uns das Wetter wieder wohl gesonnen. Auf den Höhen weht zwar ein kalter Wind, aber es ist trocken und sonnig.

Am gewaltigen Marmorera-Stausee entlang fahren wir nach Bivio. Hier trennen sich Julier- und Septimerpassstraße. Wir wählen den Bergwanderweg zum Septimerpass. Oben angelangt vertilgen wir in der Schutzhütte auf 2310 Metern erstmal unser Lunchpaket.

Auf der anderen Seite geht es auf einem alten Saumweg (Grenzweg) ins Bergell nach Casaccia. Der Steinplattenweg wurde zu Römerzeiten angelegt und ist noch fast vollständig intakt. Trotzdem ist er alles andere als leicht fahrbar und auf den anspruchvollsten Teilstücken schieben die meisten.

Für einen Mitfahrer kommt hier leider und unerwartet das Ende der Tour. Beim Absteigen vom Rad rutscht er ab und verletzt sich am Knöchel. Wir stützen ihn bis zum nächsten Fahrweg, wo er dann in Richtung Krankenhaus abtransportiert wird.

Der Rest der Gruppe fährt weiter auf Teerstraße zum Malojapass. Wir geniessen eine tolle Fernsicht und biken dann ins Oberengadin.

Entlang der gleichnamigen Seen führt uns der Weg zum Nobelort Sankt Moritz. Ich werde das Gefühl nicht los, hier nicht besonders willkommen zu sein.

Durch den Stazer Wald erreichen wir nach satten 2190 Höhenmetern Pontresina

Etappe 3: von Pontresina nach Santa Maria (31.08.)

Heute erwarten uns gleich 4 Pässe: Berninapass, Livignosattel, Passo Alpisella und Passo die Fraele. Die Namen deuten schon darauf hin, dass wir uns auch auf italienischem Terrain bewegen werden.

Der Morgen beginnt mit Nebel und entsprechend trist wäre auch die Auffahrt auf Teer zum Berninapass geworden, wenn es da nicht die „Kleine Rote“ gäbe. Die Rhätische Bahn ist immer ein Foto wert, wenn sie sich über Viadukte und durch Tunnels über die Pässe schraubt. Selbst bei diesem ungemütlichen Wetter können wir offene Cabrio-Waggons erblicken.

Verwehrt bleibt uns aufgrund der schlechten Sicht allerdings der Blick auf den Piz Bernina, der mit seinen 4048 Metern der höchste Gipfel der Ostalpen ist.

Am Berninapass passieren wir den Lago Bianco und endlich weg vom Teer fahren wir einen Singletrail zum Livignosattel. Der Forcola di Livigno bildet die Grenze nach Italien und der anschließende Weg führt ins Zollausschlussgebiet Livigno. Hätten wir größere Rucksäcke mitgehabt, würden wir gewiss die ein oder andere Flasche Alk mitnehmen.

So genießen wir die Abfahrt zum Livignosee und den weiteren Weg zum Pso. Alpisella, an dessen Fuß wir Mittagspause machen. Frisch gestärkt mit einem fürchterlich süßen Gesöff (Rivella oder so ähnlich, hat in der Schweiz wohl Kultstatus), erklimmen wir auf alter Militärstraße den Pass. Dabei kommen wir zu der Erkenntnis, dass ein breiter Lenker nicht immer gut ist: auf den schmalen Brücken bleibst du schlicht und einfach damit stecken.

Durch das Val Alpisella fahren wir auf einem genialen Trail abwärts zum Lago di S. Giacomo. Das muss es sein, wenn Stefan Hermann und Co. von „Bikesurfen“ sprechen. Ein Singletrail windet sich endlos und mit mäßigem Gefälle durch die Wälder des Tales bis zum See hinab. Ich fahre hinter Chris, unserem Guide, und wünsche mir, dass dieser Weg niemals endet.

Vom Val Alpisella geht es über den Passo di Fraele ins Val Mora und auch zurück in die Schweiz. Das Val Mora ist ein rauhes, wildes Tal, fernab jeglicher Zivilisation. Karl May hätte sich hier bestimmt wohl gefühlt. Über Döss Radond, einer weiteren Anhöhe, fahren wir ins Val Müstair, das uns mit seinen grünen, bewaldeten Hängen zum Etappenziel Santa Maria führt.

Im Hotel Stelvio lassen wir nach einem interessanten Vortrag der Besitzerin und einem genüsslichem Essen den Abend bei einem kühlen Weizenbier ausklingen.

Etappe 4: von Santa Maria nach Scoul (01.09.)

Die 4. Etappe beinhaltet gleich mehrere Besonderheiten: sie enthält den längsten durchgehenden Anstieg von 1350 Höhenmetern, sie beinhaltet die grandiose Uinaschlucht und sie ist für die Kurztourer die letzte Etappe. Auch die Leserreise der Zeitschrift Bike, Grundlage für diese Tour, endet mit diesem Teilstück.

Wir starten am Hotel Stelvio und folgen weiter dem Val Müstair. In Müstair halten wir kurz, um uns das Kloster St. Johann anzuschauen, das von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde.

Ständig bergab geht´s über die italienische Grenze ins Vinschgau. Die letzten Höhenmeter werden vernichtet und wir erreichen Pt. di Calva auf einer Höhe von 971m.

Ab hier geht´s besagte 1350 Meter bergauf zum Schliniger Joch. Auf halbem Weg legen wir in Schlinig eine kurze Verschnaufpause ein. Kurz vor dem Joch, das gleichzeitig auch die Grenze zur Schweiz bildet, kehren wir in der Sesvennahütte zum Mittagessen ein. Bei der Rast haben wir die Wahl zwischen brennendem Sonnenschein und zugigem Schatten. Sascha´s Hautfarbe zeigt, dass er die erste Alternative gewählt hat.

Nach Sesvennahütte und Schliniger Joch fahren wir auf einem Hochplateau, dass sich mehr und mehr verengt und somit den Etappenhöhepunkt ankündigt: die Uinaschlucht.

Auf einer Länge von ca. 1Km ragen die Felswände rechts und links der Schlucht senkrecht empor. Die Schlucht stellt in dieser Region die einzige Verbindung zwischen der Schweiz und Italien dar. Um sie begehbar zu machen, wurde Anfang des 20. Jahrhunderts auf Initiative des Schweizer Alpenvereins etwa auf halber Höhe der Felswand ein Weg in den Stein gesprengt. Kosten des damaligen Projekts: 100.000 Schweizer Franken.

Der Weg ist nur zum Teil mit einem Geländer abgesichert und auch das macht nicht immer einen vertrauenserweckenden Eindruck. Ansonsten gibt´s ein im Fels befestigtes Halteseil. Was auf den Bildern nicht ersichtlich ist: es geht zum Teil recht steil bergab. Bei entsprechender Vorsicht alles kein Problem. Nur fahren sollte man hier nicht: jeder Fehler könnte der letzte sein!

Nach diesem eindrucksvollen Kilometer öffnet sich die Schlucht zum Tal, eben dem Val d´Uina. Nach anfänglichem Wechsel zwischen Fahr- und Schiebepassagen ist der untere Teil komplett befahrbar. Am Ende des Tales erreichen wir Sur En. Ich komme als letzter an, zu oft habe ich anhalten müssen, um die Vielzahl an Eindrücken zu verarbeiten.

Von Sur En fahren wir am Inn entlang (der ist wahrhaftig grün) bis nach Scoul. Beim Hotel Bellaval verabschieden wir uns von den Kurztourern. Die fahren ab hier mit der Rhätischen Bahn zurück nach Chur.

Wir (die 19 übrig gebliebenen Teilnehmer) genehmigen uns erst einmal das obligatorische Weizen und sind gespannt, ob die restliche Tour das heute erlebte noch toppen kann.

Etappe 5: von Scoul zur Keschhütte (02.09.)

Auch wenn´s jetzt keine Leserreise mehr ist, es bleibt eine Tour voller Höhepunkte. Durch das Unterengadin mit seinen verträumten und noch im Urzustand erhaltenen Dörfchen werden wir bis zum höchsten Punkt der Tour vorstoßen: die Keschhütte liegt auf 2632 Metern.

Mal wieder scheint die Sonne (unglaublich)! Da unser nächstes Etappenziel nicht mehr mit KFZ erreicht werden kann, kommt alles Notwendige für die Übernachtung in den Rucksack.

Wir fahren über Feld- und Waldwege durch´s Unterengadin und immer am Inn entlang. Dabei passieren wir die kleinen Dörfer Ftan, Ardez, Bos-cha, Guarda, Lavin und Susch. Besonders in Guarda scheint die Zeit stehengeblieben zu sein.

Die Häuser sind überwiegend in ihrem Originalzustand erhalten geblieben und liebevoll mit Sgraffitomalereien verziert. Grund genug, anzuhalten und staunend ein paar Minuten zu verweilen.

Weiter am Inn entlang erreichen wir Zernez, wo wir Mittagspause machen. Dass der Chef (Gerd Schierle) mal wieder mit von der Partie ist, macht den besonderen Charakter der Tour aus: alles ist sehr familiär und von einer freundlichen Atmosphäre geprägt. Auch Gerd´s Frau und der Nachwuchs sind oft dabei.

Von Zernez geht´s weiter am Inn entlang bis nach Susauna. Nachdem wir dort in einem Café die weltbesten Apfel-Nuss-Schnitten genossen haben,begeben wir uns auf die lange Auffahrt zur Keschhütte.

Den Anfang bildet das Val Susauna, durchgängig fahrbar. Das Tal endet auf einem Plateau, der Alp Funtauna. Ob die dortige Alm noch bewirtschaft wird, ist nicht ersichtlich. Zumindest entdecken wir eine Kuh, wahrscheinlich ist sie die Pächterin des Anwesens.

An die Alp Funtauna schließt sich das Val Funtauna an. Der Trail wird steiler und unwegsamer, Schiebepassagen häufen sich. Interessant ist, dass wir in diesen Höhen über 2500m immer noch von Grün umgeben sind, wo sonst oft nur Geröllhalden die Bergrücken zieren.

Am Nachmittag erreichen wir die Keschhütte, ein im Jahr 2000 fertiggestelltes modernes Energiesparbauwerk, das mit seinen Sonnenkollektoren, Photovoltaik-Zellen und einem eigenen Brunnen keine externe Versorgung benötigt.

Nachdem wir alles Gepäck verstaut, das Nachtlager vorbereitet und uns geduscht haben, können wir noch ein ganz besonderes Naturschauspiel erleben: Die Sonne scheint tiefrot unterhalb einer hochliegenden Wolkendecke hindurch und lässt die Geröllmoräne des gegenüberliegenden Porchabella-Gletschers unterhalb des Piz Kesch wie glühende Lava leuchten.

Nach fünf Minuten ist alles vorbei, wir gehen wieder in die Hütte und lassen es uns bei einem 3-Gänge-Menü gutgehen.

Etappe 6: von der Keschhütte nach Arosa (03.09.)

Die 6. Etappe ist für mich die schwierigste. Zwar ist es nicht die einzige Etappe mit 2000 Höhenmetern bergauf, aber die 2750m bergab bestehen aus 2 äußerst anspruchsvollen Abfahrten. Etappenziel ist die Touristenhochburg Arosa, wo sich ähnlich wie in Davos im Winter die Skifahrer gegenseitig die Luft zum Atmen nehmen. Zum Glück liegt noch kein Schnee.

Die Nacht in der Keschhütte war nicht sehr lang, ich wache viel zu früh auf. Immerhin gibt mir das die Möglichkeit, einige schöne Bilder vom Sonnenaufgang am Piz Kesch zu machen, denn: wie nicht anders zu erwarten, haben wir wieder mal gutes Wetter.

Nach dem Start bei der Hütte geht es direkt auf die erste knifflige Abfahrt, um 1500 Höhenmeter zu vernichten. Ausgesetzte Wege, verblockte Trails und Geröllpisten, da geht es richtig zur Sache.

Hinzu kommt noch ein anderes Phänomen: durch die Bremserei bergab wandert der Reifen meines Vorderrads auf der Felge und nimmt dabei den Schlauch mit. Nach jeden 1000 Höhenmetern steht dann das Ventil derart unter Spannung, dass ich das Vorderrad rumdrehen muss. Wie gut, dass ich keine Scheibenbremse habe!

Im Tal angekommen erreichen wir Filisur, wo wir unser Gepäck wieder abgeben und unsere Lunchpakete aufnehmen können.

Das nächste Highlight ist der Wiesner Viadukt. Eine Eisenbahnbrücke spannt sich in 100m Höhe in der für die Schweiz üblichen Rundbogenbauweise über die Schlucht. Der Weg führt direkt neben der Bahntrasse über das Bauwerk.

Wenig später erreichen wir die Bahnstation Wiesen, die älteste in Graubünden. Auch hier scheint die Zeit wieder stehengeblieben zu sein: nicht nur alt, sondern auch gut erhalten und sauber präsentiert sich uns der Bahnhalt.

Es folgt die Zügenschlucht, in der Anhalten aufgrund der erhöhten Steinschlaggefahr verboten ist. Die Zügenstraße, eine Mischung aus Schotterstrecke und breitem Feldweg, war bis in die 70er Jahre die einzige Verbindungsstraße in dieser Gegend.

In Frauenkirch verlassen wir das Tal und beginnen die beschwerliche Auffahrt zu Maienfelder Furrga, einem Sattel in über 2500 Metern Höhe. Nach einer kurzen Pause kommt der Schlussakt der heutigen Etappe: die steile Abfahrt nach Arosa. Noch einmal ist äußerste Konzentration gefragt.

Als wir unser Hotel erreichen, ist es schon Abend. Da soll mal einer sagen, bergab fahren geht schneller als bergauf!

Der Berg ruft 2003

Ausnahmezustand in Schmallenberg:

Der Berg ruft aber es regnet nicht

Einmal im Jahr findet in Schmallenberg ein 47 Km MTB-Rennen statt, genannt „Der Berg ruft“. In den vergangenen Jahren war die Veranstaltung fest verknüpft mit Regen oder zumindest mit Kurz-vorher-Regen, sodass sich Mensch und Maschine nach dem Rennen farblich kaum noch von der Strecke abhoben.

Dieses Jahr war alles anders. Sonne am Himmel, Boden trocken, Strecke schnell wie nie.

Der Berg ruft – ein persönlicher Erfahrungsbericht

Der Wettergott meinte es diesmal gut mit uns. Entgegen der Vorjahre lachte der Lorenz (die Sonne) nur so vom Himmel. Als das Rennen gegen 18.00 Uhr gestartet wurde, hatten wir noch immer 25 Grad. Also ideale Temperaturen für´s Biken. Neben mir gingen auch Wolfgang, Jörgi und Martin, sowie noch knapp 450 weitere Teilnehmer an den Start.

Aufgrund der trockenen Witterung der vergangenen Tage sollte diesmal eine Zeit von knapp 2 Stunden für die 47 km drin sein !!

Die ersten 4 km ging´s nach dem Startschuß über glatten, heißen Asphalt Richtung Wald zur ersten Steigung. Schon auf der Straße gaben einige der Leute soviel Gas, als ob das Ziel schon in Sichtweite wäre. Teilweise überholten manche Biker so Banane, dass ich mehrmals in die Eisen steigen musste, um einen Zusammenstoß zu vermeiden. Nach Ende des Rennens habe ich dann erfahren, dass ein Auto, das am Straßenrand geparkt wurde, von einem Biker auf die Hörner genommen wurde, bzw. dass dabei auch einige Andere ins Verderben gerissen wurden.

So, nun waren wir also heile über die Straße zur ersten Wand gekommen. Hier konnten wir die Leute wieder einfangen und überholen, die sich auf den ersten Kilometern auf der Straße bereits ausgepowert hatten.

Insgesamt war die Strecke sehr selektiv. Singletrails, ausgewaschene Abfahrten und die übliche Schiebepassage nach 10 Km. Aber auch die Vorfreude, die gewonnenen Höhenmeter auf der Rückfahrt wieder zu vernichten.

Wir passierten die Abschnitte Rhein-Weser-Aussichtsturm, Millionenbank und Härtler.

Die Bodenverhältnisse waren wirklich Klasse und ich machte Platz für Platz gut. Durchschnittspuls mal wieder 180 bpm (beats per minute). Hinter mir hörte ich immer eine bekannte Stimme „Rechts, Mitte, Links, Achtung ich fahre vorbei“, die darauf schließen ließ, dass ich Wolfgang im Schlepptau hatte.

So war es dann auch, und im Sog der Geschwindigkeit blieben wir bis Kilometer 30 aneinander kleben. Mal war Wolfgang um 10-15 Meter vor mir, dann machte ich wieder die Pace.

Unterwegs trafen wir dann noch einen alten Bekannten, der auch bei unserem Rennen schon mehrmals erfolgreich unter den 3 Erstplazierten war. Nach kurzen Small-Talk legte er einen höheren Gang ein und entfleuchte unseren Blicken. Meiner Meinung nach sollte es verboten werden, dass Leute des 1949-Jahrgangs schneller sind als die Jüngeren. Das kratzt doch etwas am Ego!

Und dann kam was kommen musste, dass sich die Wintervorbereitung von Wolle auf der Rolle ausgezahlt hat. Dieser „dreckige Schüft“ zog einfach an einer technischen Passage an mir vorbei und wart nicht mehr gesehen. Aus 20 Metern wurden schnell 100 und mehr. Letztendlich hatte er mich dann um satte 1.20 Minuten im Ziel distanziert.

Da ich auch die ganze Zeit im Wald allein unterwegs war, konnte ich mich an keinen schnelleren Fahrer ranhängen. (Kommentar des dreckigen Schüfts: „Er hätte sich ja auch an mich ranhängen können“)

Nach 1 Stunde 54 Min. hatte ich es dann auch geschafft. Mit einem spektakulären Zielsprint (siehe Foto) kam ich mit Gesamtplazierung Platz 161 bzw. 71 in der Altersklasse Senioren I ins Ziel.

Jörg und Martin erreichen 6 bzw. knapp 20 Minuten später das Zeil.

Nachdem wir uns dann der rituellen Waschung in der überfüllten Umkleidekabine unterzogen hatten, gab´s im Anschluß noch die traditionelle Aufnahme einer Gerstenkaltschale. Ich habe anschließend auch noch leckeren Kuchen probiert (Farbe Giftgrün !!! ), Geschmack Note 2, -richtung ??? undefinierbar. Was war das nur ?

Fazit: Zeitmäßig haben wir alle unsere gesteckten Ziele erfüllt. Hat Spaß gemacht, besonders wenn wir daran denken, dass wir „alten Hasen“ wesentlich jüngeren Bikern das Hinterrad zeigen konnten.

Wir sehen uns im nächsten Jahr wieder !!

Alpencross Karwendel-Dolomiten

Alpencross Karwendel-Dolomiten
August 2002 (5 Etappen, 300 Km, 7500 Höhenmeter)

Sascha und ich (Wolle) haben im Sommer 2002 den Traum verwirklicht, die Alpen zu überqueren. Wir haben uns für eine geführte Tour von bike-alpin entschieden, an dieser Stelle ein dickes Lob an den Veranstalter und Gabi, unsere Tourenführerin.
Was wir bei unserem ersten Alpencross so alles erlebt haben, könnt ihr euch auf den nachfolgenden Seiten anschauen.

Etappe 1: von Hinterriss nach Fügen (19.08.)

Start der Alpencross-Tour ist Hinterriss, ein kleiner Ort in Österreich, südlich von Bad Tölz und nicht weit von der Landesgrenze entfernt.

Damit wir am Montag Morgen pünktlich starten können, wollen wir uns am Sonntag bis 18.30 Uhr im Hotel „Herzoglicher Alpenhof“ treffen. Viel zu früh gestartet kommen wir schon um 9.00 Uhr an. Glücklicherweise können wir die Frau am Empfang überreden, uns jetzt schon ins Zimmer zu lassen und haben so Gelegenheit, den versäumten Schlaf nachzuholen. Nachmittags trudeln dann nach und nach auch die anderen Teilnehmer und Gabi, die Tourenleiterin, ein. Wir kommen von Anfang an super miteinander klar.

Am nächsten Morgen geht´s dann endlich los. Nach einem letzten Bike-Check radeln wir durchs Rissbachtal bis in die Nähe des Ahornbodens. Hier biegen wir ab und bestreiten unseren ersten Anstieg hoch zum Plumsjoch. Bei der anschließenden Abfahrt ins Gerntal liege ich zum ersten Mal auf der Nase, an die steilen Schutt- und Geröllwege muss ich mich wohl erst mal gewöhnen. Die Schürfwunde am Knie sieht schlimmer aus als sie ist und Gabi´s Behandlung mit Desinfektionsmittel läst alle Schmerzen vergessen.
Im Gerntal machen wir Mittagspause und biken dann hinunter zum Achensee. Das Wetter ist super und einige von uns gehen eine Runde schwimmen.
Von hier aus geht´s gemütlich weiter entlang Inn und Ziller nach Fügen, wo wir im Kohlerhof unseren ersten Tag mit einem guten Essen und frischem Weizen ausklingen lassen.

Etappe 2: von Fügen zum Pfitscherjoch (20.08.)

Von Fügen aus geht es durch das Dornaubergtal zum Breitlahner und dann weiter auf Teerstraßen hoch zum Schlegeisspeicher. Das Wetter ist super und die Sonne brennt höllisch. Eincremen ist angesagt und auch dringend notwendig: keiner möchte das Gefühl kennenlernen, wenn die Rucksackriemen auf nassgeschwitzter und sonnenverbrannter Haut scheuern.

Der Weg zum Schlegeisspeicher zieht sich und obwohl wir die Staumauer schon vor Augen haben, scheint er kein Ende zu nehmen. Endlich oben angekommen, machen wir erstmal Pause und Armin hat Zeit, seinen kaputten Freilauf zu reparieren.

Jetzt wird´s ernst: die Teerstraße wird zum Wanderweg und der wird immer schmaler und steiniger. Wir sind auf dem Weg zum Pfitscherjoch, unserem heutigen Etappenziel. Es wird immer schwieriger, die großen Felsbrocken zu umfahren und die Absätze zu überwinden. Dann ist schieben angesagt und zuletzt geht nur noch tragen. Das Oberrohr meines Dogfish drückt auf mein Schlüsselbein, die beste Lösung besteht letztendlich darin, das Bike auf den Rucksack zu legen.

So steigen wir die letzten 200 Höhenmeter langsam zum Sattel auf. Die letzten Kohlenhydrate sind schon lange verbraucht, jeder Schritt formt jetzt die Figur. Keine Minute zu früh erreichen wir die Pfitscherjochhütte, denn kurze Zeit später zieht ein Unwetter aus dem Tal heran. Regen- und Hagelschauer wechseln sich ab und prasseln auf das Hüttendach.

Uns kann es egal sein, wir sitzen gemütlich in der warmen Gaststube und fühlen uns wohl.

Etappe 3: vom Pfitscherjoch nach Kienz (21.08.)

Am Morgen ist es saukalt vor der Hütte und außerdem regnet es. Also zwängen wir uns in die Regenklamotten und begeben uns auf die 10 km lange und 1500 Höhenmeter lange Abfahrt. Hier werden Mensch und Material getestet: es ist zu steil, um vorne zu bremsen und die Geröllpiste geht derbe auf die Handgelenke, trotz 100 mm Federweg. Am Ende der Talfahrt die Schadensbilanz: Sascha´s Bremsscheibe ist blau und verzogen, mein selbstgebauter Flaschenhalter hat sich irgendwo am Hang verabschiedet.

Was soll´s, dafür kommen die ersten Sonnenstrahlen raus und es wird wärmer. Also raus aus den Regenklamotten und die Strecke geniessen. Ein Highlight können wir allerdings nicht mitnehmen: das Wetter oben am Pfundererjoch ist zu schlecht, die Auffahrt zu riskant. Wir umfahren also den Berg und haben ein Abenteuer der ganz anderen Art: nachdem wir ein Sperrschild einfach ignoriert haben (ein Mountainbiker kennt keine Hindernisse) hört plötzlich der Weg vor uns auf. Wir stehen vor einem grösseren Erdrutsch und der einzige Weg liegt 10 Meter über uns. Per menschlicher Leiter reichen wir unsere Bikes nach oben und ziehen uns selbst nach.

Bis auf einen Reifenplatzer bei Thomas verläuft die weitere Fahrt problemlos und endet in Kienz (wer es noch nicht gemerkt hat: wir haben mittlerweile den Hauptalpenkamm überschritten und befinden uns in den Dolomiten).

Etappe 4: von Kienz zur Lavarellahütte (22.08.)

Ab Kienz geht es zunächst auf der Teerstraße weiter. Das erste Abenteuer ist eines der ganz anderen Art: eine Kollision mit einem Huhn. Das arme Tier hat wohl nicht mit so vielen Bikern auf einmal gerechnet und läuft mir völlig verschreckt in die Pedale. Es scheint aber nochmal alles gut gegangen zu sein.

Nach der Talfahrt folgt ein steiler und nicht enden wollender Anstieg zum Kronplatz. Völlig andere Dimensionen als im Siegerland: über 500 Höhenmeter ohne ein einziges Flachstück schlauchen ganz schön. Aber: nach einer gewissen Zeit findest du deinen Rythmus und dann läuft es. Genauso hat es Gabi dann auch organisiert: jeder kann am Berg sein eigenes Tempo fahren und am Ende trifft man sich wieder.

Das Ende ist in diesem Fall der Kronplatz und wir werden mit strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen belohnt. Also nichts wie raus aus den verschwitzten Trikots und erst mal auf der grünen Wiese relaxen.

Anschließend fliegen wir alle gemeinsam eine Schotterabfahrt runter und erreichen die Alm, wo das Mittagessen auf uns wartet. Alle bis auf einen. Frank fehlt, er hat ganz oben schon platt gefahren und seine super „in-der Sattelstütze-versteck-mich-Pumpe“ hat den Geist aufgegeben. Michael nutzt die Möglichkeit, sich endlich einmal austoben zu können: er fährt den Berg in einem Wahnsinnstempo hoch und bringt Frank die ersehnte Luft. Dem Mittagessen steht nun nichts mehr im Wege und die Gnocci schmecken hervorragend.

Weiter geht´s stetig ansteigend durch ein langes Tal zur Pederü-Hütte. Dann folgt das wohl schwerste Stück dieser Tour: 500 Höhenmeter am Stück im kleinsten Gang auf Schotter- und Geröllpiste fordern den letzten Rest an Kondition. Die Oberschenkel brennen und das Wasser verlässt den Körper schneller als man nachschütten kann.

Irgendwann weicht die Qual aber dann dem triumphierenden Gefühl, es geschafft zu haben. Vorbei an der bekannten Fanes-Alm fahren wir zur Lavarellahütte. Hier beziehen wir unser Nachtquartier, ein Elfbett-Zimmer. Aber das ist genau das richtige: ein Team – ein Zimmer. Trotz der Müdigkeit dauert es heute allerdings recht lange, bis alle Augen zu sind.

Die heutige Etappe hatte es in sich: auf einer Strecke von 55 Km haben wir 2105 Höhenmeter bezwungen.

Etappe 5: von der Lavarellahütte zur Plätzwiese (23.08.)

Das Wetter ist immer noch herrlich, kaum zu glauben. Wir nutzen die Sonne, um noch ein paar Bilder von der Gegend um die Hütte zu machen. Judith geht auf Kaninchenjagd (natürlich nur mit dem Fotoapparat).

Bevor die Beine warm sind, geht es schon wieder bergauf zum Limo-Joch. Oben angekommen stockt uns der Atem bei der Aussicht. Hier ist der richtige Platz für ein Gruppenfoto. Für den Wanderer, dem wir alle unsere Kameras in die Hand gedrückt haben, ist das bestimmt der Auftakt zu einer Karriere als Starfotograf.

Stunden später besteigen wir unsere Bikes und fahren weiter über den Pass hinunter in´s Ampezzotal. Und schon wieder ein Highlight. Auf dem Weg läst uns Gabi anhalten und absteigen. Zu Fuß klettern wir einen schmalen Pfad entlang und erreichen schließlich von hinten einen Wasserfall. Der Ampezzobach fällt hier in mehreren Kaskaden hinab in ein Meer von grünen Wäldern.

Nachdem sich alle satt gesehen haben, fahren wir weiter und erreichen um die Mittagszeit unser letztes Etappenziel, die Plätzwiese. Aber die Kette der überwältigenden Eindrücke soll noch nicht zu Ende sein. Nachdem wir unser Gepäck abgeladen und unser Mittagessen zu uns genommen haben, brechen wir auf zu unserem letzten Aufstieg. Vorbei an einer alten Ruine und über einen steinigen Pfad erreichen wir, zuletzt schiebend, den Strudelkopf.

Der Ausblick von hier toppt alles bisher dagewesene. Rundum erschließen sich uns die Bergmassive der Dolomiten einschließlich den gewaltig in den Himmel ragenden Drei Zinnen. Das ganze wird von einem bizzaren Schauspiel begleitet: Während die umliegenden Berge von der Sonne beleuchtet werden, geht auf uns ein Regen- und Hagelschauer nieder. Mit Hilfe von aufgespannten Jacken und Westen gelingt es uns trotzdem, die Eindrücke auf Celluloid, sorry, ich wollte sagen auf Chipkarte zu bändigen.

Zurück in unserer Hütte werden wir in unserem Schlafgemach erst einmal auf den Boden der Tatsachen gebracht: ein 28-Bett-Zimmer mit einem kleinem Duschraum für alle, na das kann ja dauern. Tut es auch. Währenddessen verbreitet sich im Schlafraum langsam der Duft unserer Klamotten, keiner hat mehr Lust zu waschen.

Wir begiessen den letzten Abend mit einem Extra-Weizen und lassen den Film der vergangenen 5 Tage noch einmal vor unseren geistigen Augen ablaufen. Die letzte Gelegenheit um Erfahrungen und Eindrücke auszutauschen, denn am nächsten Tag heißt es Abschied nehmen. Eine letzte Abfahrt und wir werden von einem Reisebus zu unserem Startpunkt, dem Herzoglichen Alpenhof in Hinterriss, zurückgebracht.

Eine Tour geht zu Ende. Eine Tour, bei der ich mir sicher bin, dass ich auch in 10 Jahren noch gerne daran zurück denken werde.